Sie befinden sich hier: Home

Klaus Behrendt-0

nächstes >| Übersicht

Klaus Behrendt-0.jpg

Klaus Behrendt mit Tochter beim Heurigen Otmar Schnitzer (8. Juni 2008)

Der viele Jahre in Gumpoldskirchen lebende Kammerschauspieler und Burgtheater-Ensemblemitglied Klaus Behrendt ist am Freitag, 11. Oktober 2013 im Alter von 92 Jahren in Greifswald (D) gestorben.

Behrendt wurde am 7. Dezember 1920 in Königsberg geboren. Im Jahr 1965 engagierte Direktor Ernst Haeusserman Charakterschauspieler Klaus Behrendt, der zuvor in Göttingen, Hannover und Graz engagiert war, an das Burgtheater.

Von 1965 bis 1986 war er als Charakterschauspieler an der Burg von bedeutenden Regisseuren immer begehrt. Auch unterrichtete er elf Jahre lang am Max-Reinhardt-Seminar; zu seinen Schülern zählte dort etwa der spätere Burgtheater-Direktor Klaus Bachler.

An der Burg spielte er in den über 20 Jahren seines Engagements ein umfangreiches Repertoire von über 60 Rollen, etwa Dauphin in der "Heiligen Johanna" oder Odoardo in "Emilia Galotti". Er wurde zum Kammerschauspieler ernannt und erhielt 2002 das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse", eine der höchsten Auszeichnungen des Landes. Nach Auskunft der Wiener Zeitung ist er überdies Urheber des oft zitierten Spruchs "Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken".

Tatsächlich eroberte Behrendt das Haus am Ring im Sturm. "Behrendt ist in kurzer Zeit im Burgtheater so unentbehrlich geworden, dass man sich fragt, wie es jemals ohne ihn auskommen konnte", hieß es in einer Theaterkritik. Die Zeitschrift "Theater Heute" kürte sein Schauspielerjahr 1973 zur "besten Leistung der Spielzeit". Daneben fand er auch Zeit für den Film: Er wirkte in 15 Kinofilmen ("Hunde, wollt ihr ewig leben", "El Hakim") und zahlreichen Fernsehproduktionen mit. In Erinnerung blieben Charakterrollen in mehreren "Derrick"-Folgen. Der zum Kammerschauspieler ernannte Behrendt erhielt im Jahr 2002 das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse".

(Burgtheater Wien / Wikipedia / Wiener Zeitung / ape)

 (APA, 11.10.2013)

Göttingen. Für die Dokumentation hat Karl Jakob „Charly“ Sachse, der gut mit Behrendt befreundet ist, sein Archiv geöffnet, das ihm Behrendts Enkel Klaus Rode in dessen Auftrag überlassen hat. In drei Teilen zeichnet eine Tageblatt-Serie das Leben des Burgschauspielers nach.

Als Klaus Behrendt 1950 zu Heinz Hilpert ans Deutsche Theater in Göttingen kommt, hat er sich bereits als Schauspieler einen Namen gemacht: Schon zu Schulzeiten, im Alter von 14 Jahren, ist er als Komparse bei den Schlossfestspielen am Theater seiner Geburtsstadt Königsberg engagiert.

1939 schließt er dort, mit 19 Jahren, die Schauspielausbildung bei Werner Raffael ab. Nicht umsonst sagt Behrendt später in einer Rückschau: „Ich habe mein Leben lang dem Theater gedient“.

Nach dem Krieg ist er zunächst vier Jahre bei Karl Heinz Stroux an der hessischen Schauspielbühne in Wiesbaden engagiert. Hier spielt er unter anderem den Henry in Wilders Heimkehrerstück „Wir sind noch mal davon gekommen“, bevor ihn Hilpert als Teil seiner „geliebten Bande“, wie er seine Schauspieler gern nannte, nach Göttingen holt.

In Wiesbaden spielt er auch in seinem ersten Film, Behrendt mimt den Lizentiaten Schmidt in „Begegnung mit Werther“ unter der Regie von Stroux. „Beide (Stroux und Hilpert) sind sehr verschieden, doch ganz, ganz wunderbar und faszinierend,“ fasste der Schauspieler einmal die Arbeit mit den beiden zusammen.

Unter Hilpert spielt er in 15 Jahren, von 1950 bis 1965, 111 Rollen – eine „echte Schnapszahl“, sagte Behrendt später.  Hilpert und ihn verband neben der Liebe zum Theater auch Pünktlichkeitsfanatismus: „Hilpert war immer mindestens eine Stunde vor Abfahrt am Zug“, erinnert sich  „Charly“ Sachse.

„Wenn Behrendt dann rund eine halbe Stunde vor Abfahrt eintraf, fragte Hilpert ihn schon, wo er so lange gewesen ist.“

Behrendt nahm seinen Beruf sehr ernst: „Schauspielerei ist eine ernste Sache“, sagte er einmal. GT-Theaterkritiker Gerhard Schüler schrieb über Behrendt: „Er ist nie Schauspieler, um Schauspieler zu sein. Vielmehr will er der Sache dienen, die über allem steht: dem Stück.“

Und auch Sachse erinnert sich noch gut an Situationen, in denen er vor der Vorstellung mit seinem Freund in dessen Garderobe saß und dieser sich langsam auf seine Rolle einstimmte, gern auch mit dem Kollegen Heinz Reinke schon einige Szenen „zum Aufwärmen“ spielte. „Da war als stünde Klaus schon auf der Bühne, und wir saßen mitten im Stück“ so Sachse.

Behrendt bezaubert Publikum und Kritiker

1950 ist Behrendt als Bruder Martin in „Heilige Johanna“ mit Hilde Krahl im Haus am Göttinger Wall zu sehen. Die Göttinger Kritiker sind direkt begeistert und attestieren ihm „warmherziges Spiel“. Im gleichen Jahr spielt er im „Feuerofen“ den Martin.

In Göttingen spielt Behrendt nicht nur Theater. Auch in zahlreichen Filmproduktionen ist er dabei: Neben „Hunde wollt ihr ewig leben“ (1959), „Mamitschka“ (1956) oder „Friederike von Barring“ (1956), ist er 1954 in der Thiele-Produktion „Sie“ zu sehen. Er mimt den Fotoreporter Seppelhans.

„Sein konzentriertes Spiel verrät den großen Lehrmeister Heinz Hilpert“, so der Filmspiegel. Das Tageblatt ist indes kritischer: „Die erfreulichste Figur ist noch Klaus Behrendt als Fotoreporter Semmelhans“.

Doch Behrendt bezaubert das Göttinger Publikum und die Kritiker bereits in seinen ersten Rollen im Haus am Wall: „So häufig er in eine ,neue Haut‘ schlüpfte, er blieb doch der liebenswerte Klaus Behrendt mit der komischen betretenden Schüchternheit der Bescheidenen (die an Lüders erinnert), mit der charmanten Lässigkeit (bei der man an de Kowa denkt) und mit der natürlichen Frische (in diesem Zug ähnelt er James Steward), die durch köstliche Tapsigkeit nie in den Bereich des Sentimentalen rückt“, heißt es in einem Pressebericht von 1950.

Wechsel an das Wiener Burgtheater

Zum 1. September 1965 wechselt der Schauspieler ans Wiener Burgtheater. Dieser Wechsel gilt damals als „eine der höchsten Auszeichnungen für einen Schauspieler“, wie die Göttinger Sport-Illustrierte schreibt. Behrendt verabschiedet sich mit der Film-Adaption „Mr Chips“ vom Haus am Wall.

Seine erste Rolle am Burgtheater: Hofmarschall von Kalb in Schillers „Kabale und Liebe“ in einer Inszenierung von Leopold Lindberg. In Wien soll er über 20 Jahre bleiben und über 100 Rollen spielen. Nach dem Wechsel sagte Behrendt: „Damals, um 1950, galt Göttingen als Bayreuth der Schauspieler und war gleichzeitig eine richtige Filmstadt.“

Er sollte Göttingen noch lange treu bleiben – und wenn es nur noch privater Natur sein sollte.

(Göttinger Tagblatt)

 

 

Beigefügte/s Foto/s von Alfred Peischl ©