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Ölbergrelief nach Renovierung wieder aufgestellt

Ölbergrelief nach Renovierung wieder aufgestellt

25.10.2013

Das renovierte Ölbergrelief wurde am Nationalfeiertag von vielen Wanderern bewundert. Vizebürgermeisterin Kristina Binder erzählte von der sensationellen Entdeckung

Das links neben der Brücke zur Pfarrkirche St. Michael, Gumpoldskirchen, aufgestellte Sandsteinrelief, welches das Motiv „Christus am Ölberg“ zeigt war im Laufe der Jahre durch Witterungseinflüsse reparaturbedürftig geworden und wurde im Sommer abgebaut, um renoviert zu werden.

Man nahm an, dass das Relief aus dem Jahre 1430 stammte. Es war ursprünglich neben dem Mödlinger Tor angebracht, einem der vier Markttore Gumpoldskirchens. Die desolaten Markttore wurden 1811 unter dem damaligen Bürgermeister Thomas Wagner geschleift.

Im Zuge der Renovierungsarbeiten machte man eine sensationelle Entdeckung. Auf der Rückseite des Reliefs entdeckte man eine lateinische Inschrift, die das Entstehungsdatum ins Wanken bringt. So vermutet der Ortschronist Dr. Johann Hagenauer, dass das Relief erst später, nämlich nach der zweiten Türkenbelagerung (1683) entstanden ist. Demnach handelt es sich auch um eine frühbarocke Darstellung und nicht um eine spätgotische, wie vielfach beschrieben. Noch hält sich Dr. Hagenauer etwas bedeckt, denn er hat die lateinische Inschrift noch nicht endgültig entziffern können. Jedenfalls darf man auf das Ergebnis gespannt sein. Dr. Rudolf Maurer vom Stadtarchiv Baden, der die Inschrift ebenfalls inspizierte, entdeckte auch zwei Chronogramme, die Aufschluss über das Alter des Reliefs geben könnten.

Mitte Oktober wurde das Ölbergrelief wieder am selben Platz aufgestellt und erstrahlt in neuem Glanz.

Kulturreferentin Vizebürgermeisterin Kristina Binder freut sich jedenfalls über die fachmännische Reparatur und präsentierte das Ölbergrelief am Nationalfeiertag den vielen vorbeiströmenden Wanderern.

Christus am Ölberg

Zu den bekanntesten Passionsszenen in der alpenländischen Volkskunst zählt das Leiden Jesu Christi am Ölberg. Dargestellt wird diese Begebenheit in Fastenkrippen, als Plastik für den „Hausgebrauch“, auf unzähligen Bildern und nicht zuletzt auch in freier Natur auf Öl- und Kalvarienbergen.

Laut biblischer Überlieferung ging Jesus nach dem letzten Abendmahl mit einigen seiner Jünger zum Garten Gethsemane am Ölberg um zu beten. Er sah seinen Tod vorher und voll Furcht sprach er zu Gott die legendären Worte: „Herr, lass‘ diesen Kelch an mir vorübergehen“. Seine Gefährten waren ihm in dieser Situation keine Hilfe – immer wieder übermannte sie der Schlaf. Gerade dieses Szenarium, der in Todesangst betende Heiland auf der einen und die sorglos schlummernden Jünger auf der anderen Seite, wurde auf sehr anschauliche und volksnahe Art und Weise in der Volkskunst gerne „nachgezeichnet“. So finden sich auf den dörflichen Kalvarien- bzw. Ölbergen nicht selten Bilder dieser Begebenheit.

In früheren Zeiten pilgerte man zumeist in kleinen Prozessionen am Gründonnerstag zu diesen volksreligiösen Kleinodien der Landschaft. Mit wenigen Ausnahmen ist diese Form des Brauchtums abgekommen (© 2013 Tirol Werbung GmBH)

Ein Chronogramm (oder Eteostichon) ist ein Satzteil, ein Satz, ein Sinnspruch oder eine Inschrift, meist in lateinischer Sprache, bei der alle darin vorkommenden Buchstaben, die zugleich römische Zahlensymbole sind (I, V, X, L, C, D, M), addiert die Jahreszahl des Ereignisses ergeben, auf das sich der Text des Chronogramms bezieht.

Im Sinne einer verbesserten Lesbarkeit wurde auf eine geschlechterspezifische Formulierung teilweise verzichtet. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.

 

Beigefügte/s Foto/s von Alfred Peischl ©